Einfluss von L-Glutamine auf Schleimhautimmunität bei Kampfsportlern
- Yuli Lam
- 28. Jan.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 30. Jan.
Studienzusammenfassung
Einleitung
L-Glutamin ist eine nicht-essentielle Aminosäure und ist in der Sporternährung weit verbreitet aufgrund ihrer immunmodulatorischen Eigenschaften. Darüber hinaus erfüllt Glutamin eine Vielzahl weiterer biologischer Funktionen, wie Zellproliferation, Energieproduktion, Glykogenese, Ammoniakpufferung und die Aufrechterhaltung des Säure-Basen-Gleichgewichts. Aufgrund dieser vielseitigen Wirkungen begann man, die Rolle von Glutamin in der Sporternährung über seine immunologischen Effekte hinaus zu untersuchen, wobei der Aminosäure verschiedene Eigenschaften zugeschrieben wurden, darunter auch eine anti-ermüdende Wirkung (Audrey Yule Coqueiro et al., 2019).
Bei einer Recherche auf PubMed am 22. Januar 2025 wurde eine randomisierte kontrollierte Studie von 2024 mit Leistungs-Kampfsportlern gefunden, die im Folgenden vereinfacht zusammengefasst werden soll.
In dieser Studie von Tung-Lin Lu et al. (2024) wurde untersucht, ob eine L-Glutamin Supplementierung die Schleimhautimmunität bei Kampfsportlern mit intensiven Trainingseinheiten verbessern kann.
Hintergrund
Wiederholte anstrengende Trainingseinheiten und schnelle Gewichtsreduktionen während Wettkampfvorbereitungen zeigen, dass sie das Immunsystem der Athleten beeinflussen und das Infektionsrisiko der oberen Atemwege erhöht werden kann, vor allem im Zeitfenster des “Open Window”, in der der Körper anfälliger ist für Krankheitserreger, da der Körper mit nach Nachwirkungen des intensiven Trainings beschäftigt ist.
Eine erhöhte Infektionsrate (für URTI) bei übertrainierten Athleten wurde in Verbindung mit L-Glutamin- und SIgA-Mangel gebracht (Yue Li et al., 2020).
Die Schleimhaut spielt laut den Autoren eine Schlüsselrolle in der ersten Abwehrlinie des Körpers gegen Krankheitserreger. Der wichtigste Antikörpertyp im Schleimhautsystem ist Salivary Immunoglobulin A (SIgA).
Die Autoren untersuchten ebenfalls die Konzentration von Testosteron (T), Cortisol (C) und Stickstoffmonoxid (NO). Ein niedriges Verhältnis von (T) und (C) kann auf Übertraining hinweisen und wird häufig zur Überwachung der Erholungsphasen bei Athleten verwendet.
(NO) hat antibakterielle Eigenschaften, indem es das Bakterienwachstum verhindert. Höhere NO-Werte sind mit weniger Erkältungssymptomen nach Stress verbunden.
Diese Studie hatte das Ziel, zu prüfen, ob eine 3-wöchige Supplementierung mit L-Glutamin nach intensivem Training die Schleimhautimmunität, den hormonellen Status, die Häufigkeit von URTI sowie das subjektive Wohlbefinden von Kampfsportlern verbessern kann.
Methodik
Teilnehmer
Es wurden 21 Kampfsportler der National Taiwan University of Sport rekrutiert, die aus 13 Taekwondo-Kämpfern und 8 Boxern bestanden.
Sie waren durchschnittlich 21 Jahre alt und hatten 9.50 ± 3.34 Jahre Trainingserfahrungen.
Ihre anthropometrischen Daten können aus der Studie entnommen werden. Die Teilnehmer trainierten 5 Tage pro Woche für jeweils 2 Stunden pro Einheit bis zu einer Trainingsherzfrequenz von 80 % ihrer maximalen Herzfrequenz.
Studien Design
Die Studiendauer betrug 3 Wochen, in der die Teilnehmer L-Glutamin (GLU) oder Placebo Maltodextrin (PLA) supplementieren sollten.
Die Teilnehmer wurden randomisiert in die GLU- und PLA-Gruppe aufgeteilt.
Die Menge variierte individuell je nach Körpergewicht. Für beide Supplements wurden mit 0,3 g /kg Körpergewicht festgelegt, die als Pulverform in Wasser aufgelöst wurden und täglich zur gleichen Tageszeit eingenommen wurden. Die Einnahme erfolgte täglich nach den intensiven Trainingseinheiten.
Während der Studie sollten die Teilnehmer keine weiteren Ergänzungsmittel zu sich nehmen, eine konstante Nahrungsaufnahme bewahren und ihr gewohntes Training beibehalten.
Die Trainingseinheiten bestanden aus Aufwärmübungen, spezifische Übungen, Kraft- und Konditionstraining und schließlich Sparring.
Messungen
Zur Erfassung der Immunität wurden Speichelproben entnommen, die Immunoglobulin A (IgA), Stickstoffmonoxid (NO), Testosteron (T) und Cortisol (C) gemessen haben, und mittels Enzymimmunoassays (auch EIA genannt) ausgewertet. Ein Verfahren bei der Antikörper verwendet werden, um das Vorhandensein von Antigenen nachzuweisen, oder umgekehrt.
Zur Erfassung des subjektiven Wohlbefindens der Athleten wurde der Hooper-Index Fragebogen verwendet. Nach dem 5-Punkte-Skala wurden Muscle Soreness, mood, sleep quality und stress bewertet.
Zur Erfassung der Häufigkeit und Dauer von URTI füllten die Athleten jeden Freitag vor dem Training eine Gesundheitscheckliste aus. Bewertet wurde er als positiv, wenn sie mindestens zwei Grippesymptome meldeten und und diese für mindestens zwei aufeinanderfolgende Tage anhielten [2] (= Fieber, Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Niesen, verstopfte Nase, Nasenausfluss, Husten, Unwohlsein und Frösteln).
Ablauf
Zu Beginn und nach der letzten Trainingseinheit (nach 3 Wochen) wurden Speichelproben entnommen und die Hooper-Index-Fragebögen ausgefüllt.
Während der Studie sollte die Teilnehmer jeden Freitag vor dem Training eine Gesundheitscheckliste ausfüllen.
Ergebnis
Tabelle 1: Ergebnisse im Vergleich zum PRE-Wert innerhalb der Gruppe (eigene Darstellung)
Parameter | GLU-Gruppe | PLA-Gruppe |
IgA | ⬆️ * | |
Testosteron | ⬇️ ** | |
Cortisol | ⬆️ ** | |
TC-Verhältnis | ↔️ | ⬇️ ** |
(🔺* im Vergleich zur PLA) | ||
NO | ⬆️ ** | |
URTI | ⬇️ ** |
GLU=Glutamin-Gruppe, PLA= Placebo-Gruppe, SIgA=Salivary Immunoglobulin A, NO=Stickstoffmonoxid, URTI=upper respiratory tract infection *= statistisch signifikant im Vergleich zum PRE-Wert innerhalb Gruppe
**= stärkere Signifikanz im Vergleich zum PRE-Wert innerhalb Gruppe
🔺= signifikant im Vergleich zur PLA-Gruppe*
Bezüglich Immunität:
In der GLU-Gruppe stieg die Konzentration von IgA und NO im Speichel signifikant an und führte zu einer Verbesserung im Vergleich zum PRE-Wert innerhalb der gleichen Gruppe. Die Häufigkeit von URTI war in der GLU-Gruppe signifikant niedriger (5 gemeldete Fälle) als in der PLA-Gruppe (12 gemeldete Fälle).
Bezüglich Hormonstatus:
In der GLU-Gruppe zeigte das T/C-Verhältnis keine signifikanten Veränderungen im Vergleich zum PRE-Wert, aber prozentual signifikant höher als PLA-Gruppe.
Die GLU-Gruppe zeigte eine höhere Testosteron-Konzentration als die PLA-Gruppe, die einen höheren Rückgang von Testosteron erlebte und somit eine niedrigere (T)-Konzentration hatte.
Die Cortisol Konzentration zeigte prozentual keinen Unterschied zwischen den Gruppen.
Die PLA-Gruppe also eine geringere (T)-Konzentration mit anhaltender erhöhter (C)-Konzentration.
Bezüglich subjektives Wohlempfinden:
Nach dem Hoopers-Index Fragebogen wurden Muscle Soreness, mood, sleep quality , stress bewertet.
Die PLA-Gruppe berichtete signifikant häufiger über “schlechtere Stimmung” (mood).
Bei den Faktoren Muscle Soreness, sleep quality und stress gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen.
Fazit
Eine dreiwöchige Supplementierung mit L-Glutamin nach intensivem Training:
Verbessert die Schleimhautimmunität (erhöht IgA und NO).
Reduziert die Häufigkeit von Infektionen der oberen Atemwege (URTI).
Verbessert den Hormonstatus (erhöht das T/C-Verhältnis).
Steigert das subjektive Wohlbefinden (v.a. Stimmung)
Die PLA-Gruppe zeigte nach drei Wochen Untersuchung einen signifikanten Rückgang des Testosteronspiegels (T) und eine entsprechende Erhöhung des Cortisolspiegels (C) im Speichel, was zu einem Rückgang des T/C-Verhältnisses führte.
Bei Sportlern kann eine anhaltende Erhöhung des Cortisolspiegels durch physiologischen und/oder psychologischen Stress während des Trainings die sportliche Leistung und die allgemeine Gesundheit negativ beeinflussen.
Insgesamt hat die L-Glutamin-Supplementierung das Potenzial, die Leistung und den Erholungszustand von Kampfsportlern zu verbessern.
L-Glutamin ist vorteilhaft für die sportliche Leistung und die Regeneration von Athleten. Es stabilisiert hormonelle Schwankungen, verbessert die Immunfunktion und trägt zur allgemeinen psychischen und physischen Gesundheit bei. Es kann als wertvolle Unterstützung bei intensivem Training und der Wettkampfvorbereitung eingesetzt werden.
REFERENZEN
Audrey Yule Coqueiro, Marcelo Macedo Rogero, Julio Tirapegui (2019). Glutamine as an Anti-Fatigue Amino Acid in Sports Nutrition. Nutrients, 11, 863.
doi:10.3390/nu11040863
Tung-Lin Lu, Ai-Chi Zheng, Katsuhiko Suzuki, Chi-Cheng Lu, Chung-Yuan Wang, Shih-Hua Fang (2024). Supplementation of L-glutamine enhanced mucosal immunity and improved hormonal status of combat-sport athletes. JOURNAL OF THE INTERNATIONAL SOCIETY OF SPORTS NUTRITION, VOL. 21, NO. 1, 2300259.